Die Restaurierung

Das Leben wäre beträchtlich einfacher, wenn ich weniger ich wäre.

In seinem Kaufzustand wäre der Notorious B.R.G. ein normaler, sorgloser Roadster für den Alltag gewesen. Popcorn fällt unter den Sitz? Egal. Steinschlag? Wurscht. Einparken? Geht auf Gehör.

Leider kann ich sowas nicht. Mir fehlt jenes Gen, welches Forscher auch das „Toyota-Gen“ nennen. Es ermöglicht Menschen belanglose Autos mit beliebigem Design, ohne jeglichen emotionalen Anspruch, zu bewegen. Fahrspaß entsteht bloß, wenn der Beifahrer einen Witz erzählt.

Solche Menschen freuen sich über Regen, weil endlich wieder das Auto gewaschen wird. Von den Essensresten unter ihren Sitzen können senegalesische Familien monatelang zehren. Die Hersteller verkaufen solchen Menschen Fahrzeuge mit Leasingverträgen, weil sie nicht davon ausgehen können, dass sie sich emotional langfristig binden können.

Im Gegensatz dazu blutet mir das Herz. Ein Kratzer schmerzt mich mehr als eine tiefe Schnittwunde. Während meine Kleidung in Fetzen hängen mag, muss man im Sitzleder noch den Puls des Stieres spüren können. Ich tue das nicht, um andere zu beeindrucken. Ich tue das, um mich zu beeindrucken. Es mein kleiner Mikrokosmos der Perfektion. Meine persönliche Gummizelle, in der alles so eingerichtet ist, wie es mir gefällt.

Deshalb machte mich der damalige optische Zustand des Notorious B.R.G. krank. Es musste etwas geschehen.

Und wie immer artete es komplett aus.

Die Baustellen im Innenraum

Aus einiger Entfernung sah der Innenraum noch gut aus. Ein klassisches 3-Meter Auto. Doch der genaue Blick warf einige Problemzonen auf, die ich angehen musste, um den Notorious B.R.G. zum Glanz der alten Tage zurückzuführen.

Am verrücktesten machte mich das Armaturenbrett mit der aufgekratzten Stelle in der Softlack-Oberfläche, wie sie nur das Sondermodell hatte. Wie Nachforschungen ergaben, hatte die Erstbesitzerin einen Garagenöffner auf das Armaturenbrett geklebt – und ihn beim Verkauf mit einem Buttermesser (!) runtergekratzt. Zum Glück war der eigentlich Kunststoff darubnter weitgehend unbeschädigt. Dennoch musste ich das komplette Armaturenbrett entlacken, was gar nicht so einfach war.

Das Crashpad und die seitlichen Fenster-Armauflagen waren auf Grund der unterschiedlichen Materialien verschieden stark in der Sonne verblichen. Besonders das geschäumte Crashpad am Armaturenbrett war mehr Hepatitis-Gelb als Limited Edition Beige.

Die Türverkleidungen waren für den Vorbesitzer durch neues Kunstleder ersetzt worden. Leider passte der Farbton nicht exakt.

Auch die Problembären-Kunststoffe, z.B. am Sitz, waren verwittert.

Das Lenkrad war stark abgegriffen und hatte beginnende Brüche. Erst nach einer gründlichen Reinigung war das ganze Ausmaß zu sehen.

Die Teppiche waren schmutzig und bedurften einer gründlichen Reinigung außerhalb des Fahrzeugs.

Die geschmacklich fragwürdige Tachoscheiben und die Lackschäden an der Tachokuppel waren meine geringste Sorge.

Mehr Details zu den einzelnen Arbeitsschritten und den verwendeten Materialien findet Ihr im Paddock.

Der Lack

So wenig der Vorbesitzer bei Regen, so mäßig war der Lackzustand. Mehrere Kratzer und Schäden, ein langer Streifschuss an der rechten Seite, dazu rundum Swirl-Marks und Hologramme.

Die Arbeiten

Das Armaturenbrett wurde in mühsamer Handarbeit und Schaberei entlackt und anschließend neu lackiert. Die Türverkleidungen und Sitzverkleidungen wurden ebenfalls neu lackiert.

Das Lenkrad habe ich restauriert und anschließend im Miatini montiert. Dessen Nardi übersiedelte in den Notorious B.R.G., was ihn näher an seine japanischen Brüder brachte.

Die Teppiche wurden gewaschen und waren wieder wie neu.

Außerdem habe ich die Tachoscheiben gegen originale getauscht, und Chrom-Lüftungsringe nachgerüstet.

Aus einem 3-Meter-Auto war mein bislang schönster originaler MX-5 geworden.

Der Lack benötigte einiges an Arbeit. Ich hatte mich das erste Mal an ein professionelles Aufbereitungssystem gewagt. Über zwei Tage verbrachte ich mit der Reinigung, dem Entfernen von Schäden, dem Aufpolieren und Versiegeln.

Anschließend wurde ein neues originales Mazda Logo an der Stoßstange, meine geliebten Meat Balls und Chromringe an den Seitenblinkern angebracht. Eine R-Package Lippe balanciert die Seitenlinie aus, wie sie es auch schon bei Rosso getan hat.

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