How to: NA Interieur restaurieren

Du möchstest dem Innenraum deines MX-5 einen neuen Look geben, wie ich es beim Miatini (schwarz –> schwarz-beige) gemacht habe? Oder du möchtest deine Limited Edition restaurieren? Notorious B.R.G. hatte beispielsweise beim Kauf einige Mängel in seiner zweifarbigen Innenausstattung, die vorwiegend optischer Natur waren und beseitigt werden mussten.

Armaturenbrett

Am verrücktesten machte mich das Armaturenbrett mit der aufgekratzten Stelle. Wie Nachforschungen ergaben, hatte die Erstbesitzerin einen Garagenöffner auf das Armaturenbrett geklebt – und ihn beim Verkauf mit einem Buttermesser (!) runtergekratzt.

Der Softlack war also dahin, der Kunststoff darunter zum Glück aber kaum beschädigt. Gebrauchte Armaturenbretter in beige gibt es leider so gut wie nicht. Also blieb nur die Restauration und Lackierung des Eigenen über.

Zum Glück hatte ich bereits mit der beigen Innenausstattung des Miatini Erfahrung sammeln können. Das Armaturenbrett reagiert mit Aceton (wird angelöst), was ein guter Indikator für gute Lackierbarkeit ist. Zuerst musste das Armaturenbrett raus.

Danach werden auf der Unterseite die Lüftungskanäle und die Metallstrebe entfernt.

Auf der Oberseite muss das Crashpad entfernt werden. Wie zu sehen, ist es mit ein paar Haltenasen, vor allem aber Silikonkleber befestigt. Stück um Stück muss es weggehebelt werden. Vorsichtig mit alten Armaturenbrettern, sie sind mittlerweile eher brüchig.

Der nächste Schritt ist optional: schwarze Armaturenbretter sind aus durchgefärbtem schwarzen Kunststoff, können also ohne entlacken lackiert werden. Das Armaturenbrett der Limited Edition ist aus beigem Kunststoff, welcher im oberen Bereich mit schwarzem Softlack teillackiert war. Diesen musste ich entfernen. Doch wie vorgehen, wenn sich der Kunststoff mit Aceton und Ähnlichem anlösen lässt (Tipp: deshalb vorher immer auf Materialverträglichkeit prüfen!)?

Irgendwann schoss es mir ein: Bremsflüssigkeit! Die löst Lack an, attackiert aber keinen Kunststoff. Also eine dicke Plastikplane (Bremsflüssigkeit sollte nicht in die Natur gelangen) ausgelegt, das Armaturenbrett draufgelegt, Handschuhe und Schutzbrille gezückt und den zu entlackenden Bereich mit DOT 4 eingepinselt. Küchenfolie drüber, damit nichts verdampfen kann, und alle paar Stunden, wenn die alte Flüssigkeit eingezogen ist, neu einpinseln.

Nun ja, soweit zumindest die Theorie. Zwischen dem oberen Zwischenschritt und der Ausgangssituation liegen in Wahrheit zwei Abende voller Frust und Wut, weil die Bremsflüssigkeit zwar an der Oberfläche anlöste, an ein einfaches Abwischen aber lange nicht zu denken war.

Vielmehr musstet der Lack Millimeter für Millimeter mit einem Plastikspachtel (kein Metall!) runtergeschabt werden.

Damit nicht genug, waren dann immer noch schwarze Lackreste in den Vertiefungen der lederähnlichen Narbung vorhanden. Um diese zu entfernen, mussten nochmal die Bremsflüssigkeit, diverse Handbürsten, Lappen, raue Schwammseiten und anderes Gerät ausrücken.

Irgendwann waren das Armaturenbrett – und ich – fertig.

Nun musste der Kunststoff für das Lackieren vorbereitet werden. Wie immer beim Lackieren wird 90% des Ergebnisses bei der Vorbereitung und nur 10% beim eigentlichen Lackieren erzielt, also nehmt euch die Zeit.

Mit einer 50:50 Mischung aus Ammoniak und Brennspiritus sowie einem fusselfreien Lappen habe ich die Oberfläche mehrfach gereinigt. Dabei wird immer nur in eine Richtung gearbeitet, man möchte ja Silikonrückstände (Cockpit-Pfleger etc.) nicht nur zwischen zwei Bereichen hin- und herschieben. Vorgang mehrfach wiederholen. Wasser sollte nicht mehr abperlen.

Vorsicht bei der beschriebenen Reinigungsmischung: Sie ist ziemlich ätzend für die Atemwege, selbst mit meiner Aktivkohlefilter-Maske. Die Anwendung darf nur im Freien, bei starkem Wind, erfolgen. Und selbst dann sollte man die Windrichtung im Auge behalten, das Zeug ist wirklich aggressiv. Profi-Lackierer haben vermutlich spezielle Kunststoffreiniger. Ich hatte mit dieser Mischung, wie sie hier und da auch im Netz empfohlen wird, sehr gute Erfahrungen gemacht.

Zum Abschluss wird die Oberfläche noch ganz fein mit Schleifvlies oder einen rauen Schwammseite aufgeraut, noch einmal abgewischt und ablüften gelassen.

Crashpad & Türverkleidungen

All die beschriebenen Arbeitsschritte gelten gleichermaßen für Hartplastik (Armaturenbrett), geschäumten Kunststoff (Crash Pad) und Kunstleder (Türverkleidungen). All diese Materialien beim MX-5 NA werden durch Aceton angelöst und lassen sich daher gut lackieren.

Das Crashpad war über die Jahre durch die Sonne verblichen und wies deutliche Farbunterschiede zur angrenzenden Kunstleder-Armauflage der Türe auf.

Die Türverkleidung sowie die Armauflagen oben am Fenster sind mit Kunstleder bezogen. Sie verfärben sich eigentlich nicht im Laufe der Zeit. Allerdings kann es nötig sein ihren Farbton anzugleichen, z.B. weil man sie mit neuem Kunstleder beziehen musste. Die Arbeitsschritte sind diesselben wie bei den anderen lackierfähigen Bauteilen.

Der richtige Lack

Danach muss der untere Bereich des Armaturenbretts abgeklebt werden, und das eigentliche Lackieren des Armaturebretts kann beginnen. Ich habe dabei hervorragende Erfahrungen mit „SEM Color Coat“ Spraydosen gemacht. Die Farbe löst die Oberfläche des Kunststoffs an und trocknet mit dieser zusammen. So verbinden sie sich zu einer wirklich belastbaren, kratzresistenten Oberfläche (Voraussetzung: lackierbarer Kunststoff, saubere Vorarbeit).

Die Farben trocknen eher seidenmatt, aber um ganz sicher zu gehen (Vermeidung von Reflexionen in der Windschutzscheibe sowie speckiges Aussehen) empfehle ich hinterher noch matten Klarlack aufzubringen.

Die Farb-Codes sind:

  • schwarz seidenmatt: satin black, # 15243
  • NA beige (engl.: „tan“): camel, # 15173
  • Klarlack/Glanzreduzierer: „low luster clear“ (# 13023)

Der Lack sollte in zahlreichen, dünnen Schichten mit entsprechender Ablüftzeit (ca. 5-10 min) aufgetragen werden. Man braucht keine deckenden Schichten auftragen, das erhöht eher das Risiko von Läufern.

Wichtig: die Oberfläche ist zwar nach 30 min bereits grifffest, benötigt aber ein paar Tage, um die völlige Kratzfestigkeit zu erreichen.

Und die restlichen Teile?

Ein paar Kunststoffteile im Innenraum fallen leider unter die Kategorie „Arschloch-Kunststoff“. Das bedeutet, dass ihnen Aceton & Co. völlig wurscht sind, und sie nicht ohne Weiteres lackiert werden können. Darunter fallen die Verkleidungen im Fußraum, die Verkleidungen der B-Säule, die Abdeckungen der Sitzscharniere sowie die komplette Mittelkonsole mit Grabstein. Hier kann am ehesten ein professioneller Lackierer ein belastbares Ergebnis erreichen, wenn es belastbar sein soll.

Bei den Verkleidungen im Fußraum und an den B-Säulen (oder auch den Türgriffen) empfehle ich in den einschlägigen Portalen Gebrauchtteile zu suchen. Die Mittelkonsole und der Grabstein können beledert werden, wie ich es vor vielen Jahren bei Rosso mit Teilen von Redline Goods getan habe. Eine Lackierung bräuchte eine dermaßen hohe Schichtstärke, um beständig zu sein, dass jede Narbung zugekleistert wäre.

Nur die Sitzscharnier-Verkleidungen habe ich selbst lackiert. Sie müssen nicht viel mehr können als gut auszusehen, da ich die Sitzneigung nicht verstelle und sie sonst auch wenig Abrieb erleben. Da vertraue ich der Flexibilität der SEM Color Coat Lackschicht.

Die oberste, weich gewordene und ausgekreidete Schicht habe ich mit Schleifvlies entfernt. Dann reinigen, Kunststoffhaftvermittler aufbringen und einige Lagen Color Coat applizieren.

Teppiche reinigen

Besonders beige Teppiche leiden am Open Air Konzept und werden irgendwann ziemlich schmutzig sein.

Das Gute: Sind die Sitze und das Armaturenbrett erst einmal draußen, ist es kein großer Akt mehr, die Teppiche auszubauen. Der Heizungskasten kann mit etwas geschickt drinbleiben. Entweder man macht’s auf die Russische und schneidet den Teppich hinter dem Kasten einfach durch, oder man entfernt die untere M6 Mutter, lockert die oberen Muttern und fädelt den Teppich zwischen Kasten und Blech durch.

Nach dem Absaugen geht’s mit dem Teppich in die eigenen vier Wände: Die Reinigung habe ich immer in der Badewanne erledigt. Es ist dem Unterfangen zuträglich, wenn man die beste Frau von allen in sicherer Entfernung weiß. Der Teppich kann in drei Abschnitten (Fahrerseite – Mitteltunnel – Beifahrerseite) gereinigt werden. Ein Nasssauger (beim Baumarkt seines Vertrauens für nen 10er zu mieten) ist eine große Hilfe.

Erstes Drittel in die Badewanne, mit der Brause abspülen, Einen Kübel mit warmem Wasser, Waschmittel und zwei Löffeln Oxi Action Pulver drüberschütten und mit einer großen Bürste ordentlich einreiben. Danach lange abspülen, damit alles rausgespült wird. Abschließend diesen Teil mit dem Nasssauger zuerst mit, danach ohne aktive Wasserdüse absaugen, und dann zum nächsten Drittel übergehen. Zum Trocknen am besten das Schallschluckervlies auf der Unterseite mit einem Handtuch soweit es geht trockenreiben, und die Teppiche zum Trocknen ausbreiten.

Lenkrad auffrischen

Sollte man nach dieser Aktion noch am Leben sein, kann man das abgegriffene Lenkrad auffrischen. Hier lautet die ganz klare Empfehlung, nachdem ich schon diverse Lederteile bei Mazda und Jaguar 1a renoviert habe: Kauft das originale Colour Lock Set beim Lederzentrum, studiert deren Tutorials und weicht keinen Millimeter von den Anweisungen ab.

Auch hier wieder: Saubere Vorarbeit und sauberes Entfetten gewährleisten ein sauberes Ergebnis. Entfetten bis zum Umfallen, Oberfläche anrauen, eventuelle Risse zuspachteln, und dann in zahlreichen Durchgängen zuerst schwarz, dann transparent mit dem Schwamm tönen. Um Streifen zu verhindern, wische ich nicht, sondern tupfe mit einer leichten Drehbewegung.

Das Endergebnis

Letzten Endes habe ich es mir nicht nehmen lassen, das Momo Lenkrad in den Miatini zu stecken, und dessen Nardi Classico in den Notorious B.R.G. zu stecken. Damit schließt sich wieder der Kreis zum japanischen Erstentwurf.

3 Antworten auf „How to: NA Interieur restaurieren

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  1. Hallo,
    Respekt vor dem Arbeitsaufwand, aber das Ergebnis sieht ja super aus.
    Kannst Du mir verraten, wie Du die Verkleidung vom Sitzscharnier ausgebaut hast? Bei mir scheitert es daran, dass ich den Griff von der Lehnenverstellung nicht zerstörungsfrei demontiert bekomme. Oder gibt es eine andere Lösung?

    Vielen Dank und schönen Gruß
    Rainer

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