Die Wiederauferstehung: 1992er US-Miata

Einige Monate nach meinem Unfall fand ich endlich einen weißen Miata, der zumindest auf den ersten Blick keine komplette Ruine war. Trotzdem: Kiesplatzhändler. In Essen. Lack mäßig.

Automatik.

Nachdem ich mir meine Niederlage nicht eingestehen durfte, musste ich ihn also kaufen. Die Odyssee mit Anhänger dauert neun Stunden, ehe ich ihn im Halbdunkel endlich begutachten konnte. Jedes Karosserieteil hatte Lackschäden und Kratzer. Beulen in den vorderen Kotflügelkanten. Im Innenraum roch es, als würde unter dem Beifahrersitz ein feuchter Dackel verwesen. Rost am rechten Kotflügel vorne, weil der Besitzer nie den Schmutz entfernt hatte und es folglich dahingammelte. Immerhin: er sprang an, und die Hohlräume sahen gut aus. Mehr brauchte ich nicht.

Außer vielleicht ein zweites Ersatzrad. Der ausgeborgte Mini Clubman hatte nämlich ein ZGG von 2.060 kg, womit die 3,5t für Fahrzeug und Anhänger knapp gerissen wurden. Als einzige Lösung blieb mir, einen kleineren 1.200 kg Plattformanhänger auszuleihen. Plattformbreite: 1,60 m. Das wird knapp.

In weiser Voraussicht hatte ich das einzige Notrad, das ich besaß mitgenommen. Das würde mir hoffentlich die Spurweite so weit reduzieren, dass ich auf den Hänger käme. Vorausgesetzt, im Kaufobjekt liegt noch ein zweites Ersatzrad.

Ich hatte Glück, der Miata passte saugend auf den Hänger und ich konnte nach zwei Stunden die nun siebenstündige Heimfahrt antreten. Weit nach Mitternacht kam ich in München an.

Was dann folgte, war inzwischen schon fast Routine: Beide Fahrzeuge auf die Bühne. Fahrwerk, Hilfsrahmen, Achsen und Antrieb als Einheit nach unten ablassen und 3 m weiter in die nächste Karosserie wieder reinhängen.

Das Automatikmodell erwies sich übrigens als absoluter Glücksgriff, da der Verkauf der seltenen Automatik-Komponenten den Kaufpreis einigermaßen mindern konnten.

Auch die zahlreichen Lackschäden konnte ich mit einer umfassenden, zweitägigen Aufbereitung weitgehend beheben.

Anschließend kamen eine Motorhaubenentlüftung, ein Ducktail-Heckspoiler sowie ein Überrollbügel von SPS Motorsport in weiß hinzu.

Nun, da die Technik wieder in Ordnung war, war es an der Zeit, sich der finalen Stufe zu widmen: Dem Design.

Bis es endgültig soweit war, verging aber nochmal ein Jahr, in dem ich den kurzzeitig wieder in den Radsport einstieg, wofür sich der Miatini als ideales Transportfahrzeug erwies.

Schließlich, im Sommer 2019, war es aber endlich soweit, und der Miatini war fertig.

Wobei, „fertig“ ist so ein Auto eigentlich nie.

Oder?

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